Ochsengarten

Ochsengarten liegt im Nedertal, einem Seitental des Ötztales und besteht aus dem Hauptort Wald sowie den weiteren Siedlungen Innerwald, Außerwald, Balbach, Unterhäusern, Kössl, Marlstein und Obergut. Auch die beiden Einzelhöfe Zwirch und Marail gehören zu Ochsengarten. Der Almhof Marail (heute meist „Mareil“ geschreiben) liegt auf 1.748 m Seehöhe und ist damit der höchste besiedelte Punkt der Gemeinde Haiming.

 

Ochsengarten – Im Nedertal – auf rund 1.500 m Seehöhe

 

Bis in die späten 1950er Jahre führte von Haiming aus nur ein Fußweg nach Ochsengarten. Die Fahrstraße von Hausegg über das Sattele wurde erst in den Jahren 1971 bis 1973 fertig gestellt. Von Oetz aus wurde bereits in den 1930er Jahren ein Weg (für Karren und Schlitten) nach Ochsengarten errichtet, 1946 wurde dieser zu einem Güterweg ausgebaut. Die Erreichbarkeit vom Ötztal aus weckte 1953 gewisse Begehrlichkeiten beim damaligen Oetzer Bürgermeister Walter Gritsch. Er äußerte öffentlich den Wunsch, sowohl Ochsengarten mit Marlstein und Marail (heute meist „Mareil“ geschrieben) als auch Kühtai in die Gemeinde Oetz einzugliedern. In Haiming und Silz sorgte dieses Ansinnen jedoch für Entrüstung.

 

Landwirtschaft auf steilen Flächen

 

Die Höfe in Ochsengarten sind in kleinen Siedlungsverbänden angeordnet, um die die vorwiegend steil ausgebildeten landwirtschaftlichen Flächen liegen. Bereits vor Jahrhunderten wurde das Nedertal besiedelt und von Bauern bestellt. Die älteste Erwähnung von Ochsengarten stammt aus dem Jahr 1288: es werden „Chutay“ (Kühtai) und „Ohsengart“ (Ochsengarten) erwähnt, 1315 wird ein Schwaighof in Ochsengarten genannt. In der Steuerliste von St. Petersberg aus dem Jahr 1627 werden die Höfe in Obergut, Zwirch, Marlstein und Marail erwähnt. Diese unterlagen keiner Grundherrschaft und besaßen damit eine gewisse Eigenständigkeit. Für alle anderen Höfe waren das Kloster Stams und der Tiroler Landesfürst Grundherr. Die Kulturflächen mussten teilweise mühevoll gerodet werden – darauf weist auch der gängige Familienname Neurauter (für „neue Raut“) hin. 1848 – mit der Grundentlastung – änderte sich auch in Ochsengarten die (Land)-Wirtschaft. Wenn früher Salz und Getreide vom Grundherrn gestellt wurden, fiel dies nun weg. Ein Teil des Weidelandes wurde daher zu Ackerland gemacht, um selbst das nötige Getreide anbauen zu können. Salz musste gekauft oder getauscht werden. Zusätzlich ersetzte der Kartoffelanbau immer mehr den Getreidebau.

 

Die Arbeit auf den steilen Feldern und Wiesen war (und ist) oft sehr schwer. Üblicherweise mussten alle in einer Familie mitanpacken. Noch heute sind nicht alle Bereiche mit Maschinen/Traktoren bearbeitbar und so wird das Heu zum Teil noch mit einer „Blocha“, einem großen Leinenstoff, vom Berg hinunter transportiert. Von der Landwirtschaft allein zu leben war nicht immer möglich und mit der Zeit haben viele Ochsengartner eine Nebentätigkeit aufgenommen – z. B. beim Bau des E-Werks 1958 oder beim Bau der Straße nach Kühtai 1959 oder im Sägewerk. Vor allem aber bot und bietet der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle in Ochsengarten.

 

Fremdenverkehr / Tourismus

 

Trotz der abgeschiedenen Lage von Ochsengarten (vielleicht auch gerade deshalb), fanden schon früh die ersten Gäste ihren Weg ins Nedertal. Bewirtet wurden sie unter anderem im Ochsengartner Widum, dem „Gasthof zum Kuraten“. Der Widum war bis zum Jahr 1938 mit einem Wirtsbetrieb verbunden – als Wirt fungierte der jeweilige Priester. Als weiterer Wegbereiter des Fremdenverkehrs in Ochsengarten gilt Alois Neurauter sen. (1867 – 1945), Bauer und Gastwirt in Marlstein. Um 1900 hatte seine Mutter um die Konzession für eine Jausenstation im schön gelegenen Hof in Marlstein angesucht. Schon 1912 wurden einige Fremdenzimmer gebaut. Anfangs war Marlstein eine gern besuchte Sommerfrische. Aber auch von ersten Schitouristen in Ochsengarten wurde schon im Jahr 1909 berichtet. In Marlstein wurde damals ein Weg für die Schisportler auf die Feldringer Alm offengehalten – von dort konnten diese frühen Schitouristen bereits nach Stams oder Silz abfahren. Die 1000-Mark-Sperre in den 1930er Jahren brachte den Fremdenverkehr zum Erliegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Tourismus aber wieder zur wichtigen Einnahmequelle. In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich der früher so abgelegene Weiler zur beliebten Freizeit- und Urlaubsdestination. Seit 1999 ist Ochsengarten über die Ochsengartenbahn direkt an das Skigebiet Hoch-Oetz angeschlossen.

 

Kirche und Schule

 

Ochsengarten gehörte lange Zeit zur Pfarre Silz. Um den Gottesdienst in der Silzer Pfarrkirche zu besuchen, mussten die Ochsengartner allerdings rund 1.000 Höhenmeter überwinden. 1612 wurde Ochsengarten dann der Pfarre Oetz zugeteilt und wurde von dieser aus mitbetreut. Der Wunsch nach einem eigenen Priester ging erst 1777 in Erfüllung. Mit viel Engagement sammelten die Bauern für den Bau einer eigenen Kirche und eines Widums und der Bischof bewilligte schließlich einen Priester für diesen „verlassenen“ Flecken. 1778 bis 1783 wurde die Marienkirche mit angeschlossenem Widum errichtet. Im Widum gab es auch ein Schulzimmer, in dem die jeweiligen Priester Unterricht hielten. 1953 wurde schließlich ein eigenes Schulhaus samt Lehrerwohnung errichtet. Die Schule musste 2017 wegen stetig sinkender Kinderzahlen geschlossen werden.

 

Einwohnerzahlen Ochsengarten am 1. Jänner 2021:
 
Hauptwohnsitze: 137
Nebenwohnsitze: 9

Weitere Bilder von Ochsengarten

Bilder aus den 1960er Jahren; Nachweis: Sammlung Risch-Lau / Vorarlberger Landesbibliothek

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