Wie Haiming zum "Apfeldorf" wurde

 

Seit 2016 regelt ein Kreisverkehr die Einfahrt von der B171 in den Ortsteil Haiming. Mitten drin steht ein großer Apfel aus Metall als Symbol für das heute weitum als „Apfeldorf“ bekannte Haiming. Rund 60.000 Apfelbäume (Stand 2020) stehen heute in Haiming und fast die Hälfte aller Tiroler Äpfel werden hier geerntet. Damit ist Haiming die größte Obstbaugemeinde Nordtirols und trägt den Beinamen „Apfeldorf“ sicher zu Recht.

 

Die Grundlage für die Entwicklung unserer Gemeinde zum „Apfeldorf“ legten wie so oft einige mutige Pioniere. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hatte zwar so manches Haiminger Bauernhaus den ein oder anderen Obstbaum im „Bangert“ (Bangert = Obstgarten; stammt vom mittelhochdeutschen "boumgarte" für "Baumgarten") stehen, von einer wirtschaftlichen Verwertung konnte man aber kaum sprechen. Obstbäume wurden vornehmlich dort gesetzt, wo die Nutzung des Felds als Wiese oder Acker unrentabel war (z. B. direkt um den Hof oder auf steilen Böschungen). Das Obst (Äpfel, Birnen, Zwetschgen) war für den Eigenverbrauch bestimmt und war für die auf Selbstversorgung angewiesenen Bauern sehr wertvoll. Deshalb war es durchaus üblich Bäume zu bewachen, um das Obst vor Dieben zu sichern. Fiel die Ernte reich aus, wurden Äpfel, Birnen und Zwetschgen aber auch an die Nachbarskinder verschenkt.

 

Dass sich unser Klima besonders gut für den Apfelanbau eignete, wurde bald entdeckt. So ist in der Zeitschrift „Neue Tiroler Stimmen“ im Jahr 1870 zu lesen: „In Haiming hat man vor Jahren Zweige von Rosmarin-Apfelbäumen aus Meran gepelzt und deren Äpfel werden von den Händlern fast schmackhafter als die dort befunden.“ (Neue Tiroler Stimmen, Zeitschrift Nr. 130, 10. Juni 1870, S. 3) Als der Wegbereiter des Apfelanbaus gilt Simon Wegleiter. Der gebürtige Südtiroler war in Haiming sesshaft geworden und erkannte das Potenzial seiner neuen Heimat als Apfelanbaugebiet. Um 1885 legte er die erste Apfelplantage nördlich des heutigen Widums an. Für seine neue Art der Bodennutzung musste er zunächst den Spott der Haiminger/innen ertragen, weil er gutes Ackerland für den Apfelanbau verwendete. Letztlich lohnte sich jedoch sein Innovationsgeist, immer mehr Apfelbäume wurden gesetzt und auch immer mehr Haiminger Bauern folgten Wegleiters Beispiel. Noch im Jahr 2021 sind Wegleiters Nachfahren – Dieter (aus der ersten Simeler-Linie) sowie Manfred und seine beiden Söhne Simon und Manuel Wegleiter – im Obstanbau in Haiming tätig.

 

Neben Wegleiter machte sich auch der gelernte Apotheker Heliodor Hirn Anfang des 20. Jahrhunderts um den Obstbau in Haiming verdient. Er hatte sich nach seinem Erwerbsleben in Haiming ganz der landwirtschaftlichen Arbeit gewidmet. Hirn leitete und pflegte rund 20 Jahre lang die Baumschule bei der Kirche und widmete sich auch der Verwertung und Haltbarmachung des Obstes (z. B. Liköre, Marmelade).

 

Über die Jahre wanderten hunderte Bäume aus der Baumschule in die Haiminger Obstgärten. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, so steht im „Tiroler Anzeiger“ geschrieben: „Bezüglich der Obstanlagen verspricht Haiming nach Jahren das „Lana“ im Oberinntal genannt zu werden.“ (Allgemeiner Tiroler Anzeiger, Nr. 98, IV. Jahrgang, 29. April 1911, S. 4)

 

Die Haiminger Obstbauern konnten bald bei diversen Obst- und Gemüseausstellungen mit der guten Qualität ihrer Ware überzeugen und erhielten verschiedene Auszeichnungen (z. B. beim Obst- und Gemüsemarkt in Innsbruck, 1908, 1910 etc.). Auch im eigenen Dorf organisierte der im Jahr 1908 neu gegründete Obstbauverein Ausstellungen (z. B. im November 1910 im Gasthaus Sterzinger). So nahm Haiming als Obstbaugemeinde bald einen herausragenden Platz im Oberinntal ein. Neben den anderen schon damals aktiven Obstbauern in Grins, Perfuchs (Landeck) und Tarrenz konnten sich auch die Haiminger mit ihrem Obst durchaus mit der starken Konkurrenz aus Südtirol messen.

 

Der Obstanbau prägt unser Landschaftsbild. Die „Apfelstraße“ von Magerbach Richtung Silz ist zur Blütezeit eine besondere Attraktion und bietet das ganze Jahr über großen Erholungswert für Heimische und Gäste.

Von der Streuobstwiese zum gewerblichen Obstbau

 

Im Laufe der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten immer mehr Haiminger Bauern eine Streuobstwiese angelegt. Auf einer solchen Obstwiese oder Bangert standen meist verschiedene hochstämmige Obstbäume. Die Wiese wurde mehrfach genutzt: für den Obstanbau und gleichzeitig zur Heugewinnung und auch als Viehweide. Diese Form des Obstanbaus war jedoch sehr platzintensiv und auch mit viel mehr Arbeitseinsatz verbunden als sogenannte Niederstammanlagen.

 

In den 1960er Jahren des vorigen Jahrhunderts setzte eine Modernisierung der Landwirtschaft ein – von der „Kuhfuhre“ zum 80-er Steyr-Traktor könnte man sagen. Begünstigt durch die Ablösen der Holz- und Streunutzungsrechte beim Verbundgelände konnten sich auch Kleinbauern Landmaschinen leisten, die die Arbeit auf dem Felde erleichterten und die Erträge sicherten.

 

Auch der Obstbau wurde von der Modernisierungswelle erfasst, es erfolgte ein kontinuierlicher Umstieg von Hochstammanlagen auf Apfelbäume mit schwach wachsenden Unterlagen, die aber ein Gerüst für die Standfestigkeit benötigten. Hubert Wammes war der erste Haiminger Obstbauer, der solche Anlagen errichtete, aber schon bald erkannten auch seine Kollegen die Notwendigkeit, Bäume zu pflanzen, die mit weniger Aufwand gepflegt werden konnten. Außerdem setzt der Ertrag bei den schwach wachsenden Bäumen viel früher ein, Schnitt, Pflanzenschutz und Ernte können effektiver abgewickelt werden. Auf einem Hektar Wiese können heute zwischen 3.000 und 4.000 Bäume gepflanzt werden. Im Laufe der letzten Jahrzehnte erlangte der Obstanbau in Haiming immer größere Bedeutung. Untrennbar mit dieser Entwicklung unserer Gemeinde zum Apfeldorf verbunden sind die Haiminger Markttage sowie das Obstlager. Sie sind Basis für die erfolgreiche Vermarktung der Haiminger Äpfel.

 

Der einzigartige Geschmack hängt wiederum direkt mit unserem inneralpinen Klima zusammen: Die großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht im Herbst sind optimal für Zuckeranteil, Ausfärbung und Lagerfähigkeit der Äpfel. Positiv für den Obstbau wirkt sich auch der in letzter Zeit zunehmende Regionalitäts- und Umweltgedanke der Konsumenten aus.

 

Und schließlich sind auch die Haiminger Bauern ein wesentlicher Erfolgsfaktor, denn sie bewirtschaften ihre Anlagen mit viel Fleiß und Arbeit. Fast alle setzen auf die sogenannte Integrierte Produktion, Obstbauer Rudolf Wammes ist ganz auf Bio-Produktion umgestiegen. Für beide Verfahren gelten streng kontrollierte Vorschriften, insbesondere ein sorgsamer Umgang mit den natürlichen Ressourcen.

Nicht immer einfach

 

Schwierigkeiten im Haiminger Apfelanbau

 

Der Apfelanbau ist auch mit Schwierigkeiten verbunden. Zu den größten Gefahren zählen Spätfröste zur Zeit der Blüte und Hagel. Mit der Frostberegnung kann eine Art Schutzpanzer aus Eis um die empfindlichen Blüten und Blätter gelegt werden. Das funktioniert aber auch nicht immer. So müssen z. B. auch die relative Luftfeuchtigkeit und die Windgeschwindigkeiten in bestimmten Bereichen liegen. Wie die Erntejahre 2016 und 2017 gezeigt haben, kann die Gefahr von Frösten auch mit diesen Anlagen nicht zur Gänze gebannt werden. Die Kälteeinbrüche in diesen beiden Jahren brachten große Ernteeinbußen für die Obstbauern. 2016 ernteten die Zulieferer des Obstlagers nur 700 Tonnen Äpfel, 2017 waren es 500 Tonnen. Im „frostfreien“ Jahr 2018 dagegen stieg der Ertrag auf rund 1.800 Tonnen an. Neben der Gefahr von Frösten ist es auch der Hagel, der die Ernte gefährden kann. Aus diesem Grund haben ein Großteil der Haiminger Obstbauern Hagelnetze über ihren Anlagen. Diese schützen nicht nur vor Hagel, sondern auch vor gefräßigen Vögeln und Maikäfern und sind mittlerweile Voraussetzung für eine leistbare Hagelversicherung.

 

Eine andere Gefahr geht von diversen Schädlingen aus. Wühlmäuse fressen liebend gern die Wurzeln der Bäume an und können sie so stark schädigen. Um sie zu fangen, werden Fallen aufgestellt und natürliche Fressfeinde unterstützt (z. B. Marder, Wiesel, Raubvögel). Auch fleißige Hauskatzen können eine Abhilfe darstellen. Die Raupen des Apfelwicklers bohren sich in die Früchte. Gegen sie helfen Pheromone, die die männlichen Tiere orientierungslos machen. Einfach ausgedrückt: Sie finden die Weibchen nicht mehr…so kann deren Vermehrung gezielt eingeschränkt werden. Auch die Apfelsägewespe sowie Rostmilben gehören zu potenziellen Schädlingen im Obstgarten und müssen bekämpft werden.

 

 

 

Frostberegnung

 

Um bei Spätfrösten im Frühjahr die Blüten zu schützen, kommt in Haiming vielfach die Frostberegnung zum Einsatz. Dabei werden die Blätter und Blüten mit sehr feinen Wassertröpfchen besprüht. Diese setzen beim Gefrieren Kristallisationswärme frei und schützen wie eine Art Eispanzer die empfindlichen Pflanzenteile vor dem Erfrieren. Innerhalb des Eispanzers sinkt die Temperatur nicht unter den Gefrierpunkt ab. Nach Sonnenaufgang taut der Eispanzer durch die Wärme wieder ab.

 

Bilder der Frostberegnung (aus dem Frühjahr 2017):

Die Arbeiten des Apfelbauern im Jahreskreislauf

 

Die Anzahl der verschiedenen „Gefahren“ und Schwierigkeiten deutet bereits darauf hin, dass der Apfelanbau mit viel Arbeit verbunden ist. Der Kreislauf beginnt mit dem Winterschnitt im Jänner und Februar. Vor der Blüte müssen die Bäume an Stämmen und Asthöhlen auf Schädlinge untersucht werden. Gegen Ende März erfolgt eine Ausstriebsspritzung gegen Schädlinge. Während der Blütezeit ist besonders auf die Frostgefahr zu achten bzw. im Falle des Falles zu reagieren. Ebenfalls zur Blütezeit erfolgt eine Ausdünnung: Blüten bzw. Fruchtknospen werden händisch minimiert, um später optimalen Behang zu erreichen. Als Faustregel gilt: Pro Fruchtast bleiben 6 bis 8 Früchte stehen, pro Baum (je nach Sorte und Größe) 80 bis 120 Äpfel. Im späteren Frühjahr werden Apfelwicklerfallen und Weißtafeln zur Kontrolle der Sägewespe eingesetzt. Der Obstgarten muss laufend kontrolliert werden – nicht nur auf Schädlinge, sondern auch um diverse Bodenuntersuchungen vorzunehmen, z. B. zur Messung der Bodenfeuchte (als Indiz für eine notwendige Bewässerung) oder um den pH-Wert festzustellen (als Orientierung für Düngergaben). Mit dem Grasschnitt wird gemulcht. Im Schnitt wird zwei Mal jährlich mit Stallmist, Kompost sowie mineralischen Düngern der Boden verbessert. Insektenhotels sind Pflicht bei den Haiminger Obstbauern, um Nützlingen einen Unterschlupf zu bieten (z. B. verschiedene Spinnen- und Wespenarten, Wanzen, Ohrwürmer, Marienkäfer etc.).

 

Von Mitte August bis Ende Oktober kann – je nach Sorte – geerntet werden. Die Ernte erfolgt händisch und die Äpfel werden schonend in Körbe gelegt, um Druckstellen zu vermeiden. Nach der Ernte steht ausgiebiges Mulchen der Anlagen auf dem Programm. Im Dezember muss der Apfelbauer bereits wieder Schnittmaßnahmen sowie eventuell notwendige Nachpflanzungen planen. „Nebenbei“ sind die meisten Apfelbauern auch noch auf den Haiminger Markttagen im Oktober vertreten, im Ab-Hof-Verkauf tätig oder am Obstlager beteiligt.

Das kleine Apfel-Einmaleins (Stand: 2020)

 

Anbaufläche: ca. 21 Hektar in Haiming

 

Anzahl der Apfelbäume: ca. 60.000

 

Anbauform: Großteils in Spindelkulturen / Abstand zwischen den Bäumen: 0,8 bis 1,2 m / Abstand zwischen den Reihen: 3,2 bis 3,8 m. Auf einem Hektar Wiese haben 3.000 bis 4.000 Bäume Platz

 

Durchschnittliche Apfelernte: rund 800 Tonnen im Jahr; 2018 ist mit rund 1.800 Tonnen Äpfeln das bisherige Rekordjahr

 

Anteil der Bio-Äpfel: ca. 23 % (nicht mit eingerechnet sind hier die kleinen, privaten Bio-Obstgärten)

 

Erntezeit: von Mitte August bis Ende Oktober – je nach Sorte

 

Wichtigste Sorten (gemessen an der Anbaumenge): Gala, Topaz, Golden Delicious, Jazz, Braeburn, Arlet, Elstar, Mairac®, Jonagold, Boskoop, Pinova

 

Lagerung: Großteils im Haiminger Obstlager unter kontrollierter Atmosphäre

 

Frostberegnung: Bei Gefahr von Spätfrösten (zur Blütezeit) werden die Blätter und Blüten mit sehr feinen Wassertröpfchen besprüht. Diese setzen beim Gefrieren Kristallisationswärme frei und schützen wie eine Art Eispanzer die empfindlichen Pflanzenteile vor dem Erfrieren. Innerhalb des Eispanzers sinkt die Temperatur nicht unter den Gefrierpunkt ab. Nach Sonnenaufgang taut der Eispanzer durch die Wärme wieder ab.

 

Bewässerung: Die Bewässerung der Apfelanlagen in Haiming erfolgt über Wasser aus der Ötztaler Ache (vgl. Abschnitt „Die Haiminger Waale“), außerdem versorgt die Bewässerungsgenossenschaft Haiming-Silz nördlich des Inns die Felder mit Brunnenwasser. Die Bewässerung erfolgt mittels Tröpfchenbewässerung sowie Überflutung. Das Wasser ist auch Voraussetzung für den Einsatz der Frostberegnung.

Erfolgreiche Vermarktung

Wie Haiming zum Apfeldorf wurde

 

Um die Produkte der heimischen Landwirtschaft auch entsprechend vermarkten und erfolgreich an den Mann/die Frau bringen zu können, werden seit 1987 die Haiminger Markttage veranstaltet. 1991 gründeten 10 Obstbauern aus Haiming, Silz und Stams eine Kommandit-Erwerbsgesellschaft. Die gemeinschaftliche Organisation, häufig einfach kurz als Haiminger Obstlager bezeichnet, sowie die seit 1987 jährlich stattfindenden Haiminger Markttage sind maßgebliche Meilensteine auf dem Weg zum Apfeldorf.

 

Die Haiminger Markttage

„Huaminger Markttog, Huaminger Markttog“

 

Der erste Haiminger Markttag fand am 10. Oktober 1987 statt. Ideengeber und Hauptverantwortliche waren Hubert Wammes als Vertreter der Obstbauern, Fritz Föger als Vertreter der Erdäpfelbauern sowie Toni Raffl, Manfred Wegleiter, Ewald Höpperger und Altbürgermeister Wilfried Stigger. Mit dem Markttag wollten sie eine Plattform für den Direktverkauf für die Haiminger Bauern schaffen. Trotz einiger Skeptiker wurde gleich der erste Markttag zu einem durchschlagenden Erfolg – die zahlreichen Besucherinnen und Besucher hatten schon mittags die zwölf Stände leergekauft. Damit war der Grundstein für eine Erfolgsgeschichte gelegt. Die Haiminger Bauern waren die ersten in Tirol, die ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse nach marktwirtschaftlichen Kriterien herstellten und vertrieben.

 

Seit dem ersten Markttag im Oktober 1987 finden die Haiminger Markttage jedes Jahr am zweiten und dritten Samstag im Oktober statt. Längst haben sie sich als Tirols größter Erntemarkt weit über die Gemeindegrenzen hinaus etabliert und locken jährlich zehntausende Besucherinnen und Besucher an.

Fakten zu den Haiminger Markttagen

 

Organisation: über den gemeinnützigen Verein „Haiminger Markttage“


Obleute des Vereins:
Ehrenobmann ÖR Hubert Wammes (1987 – 2012)
Josef Glatzl (2012 – 2015)
Rudolf Wammes (seit 2015)


Philosophie: Förderung des Direktverkaufs regionaler bäuerlicher Produkte von hoher Qualität und Sicherung nachhaltiger, marktgerechter Preise


Ort: Der Markt erstreckt sich heute auf fast einen Kilometer – von der Kreuzstraße über die Siedlungsstraße mit dem Gemeindevorplatz bis hin zum Tränkeweg


Eintritt: frei


Öffnungszeiten: 2. und 3. Samstag im Oktober


Aussteller: Rund 90 Aussteller bieten fast ausschließlich Produkte mit Tiroler Identität.


Angebotene Produkte: Äpfel und Apfelsaft, Erdäpfel, Gemüse und Obst, Wein, Schnäpse und Liköre, Wurst- und Fleischwaren, Käse, Brot, Getreide und Gebäck, Honig und Marmeladen, Tees und Gewürze, Blumen und Gestecke, Bekleidung, Haushalts-, Geschenks- und Dekorationsartikel


„Apfeltaxis“: Junge Haiminger/innen bringen mit „Wagelen“ die Einkäufe der Besucher/innen zu deren Auto

 

Das Obstlager Haiming

 

1990 hatte Hubert Wammes bereits als Privatperson die erste Kühlzelle auf dem heutigen Standort des Haiminger Obstlagers gebaut. Bald bekundeten weitere Obstbauern ihr Interesse daran und so schlossen sich 1991 zehn Obstbauern aus Haiming und Umgebung zu einer Erwerbsgesellschaft zusammen. Ihr Ziel war neben der Errichtung eines Obstlagers mit Kühlzellen für die Langzeitlagerung auch die gemeinsame Vermarktung ihres Obstes. Die ersten Mitgliedsbetriebe (allesamt Familienbetriebe) bewirtschafteten Anfang der 1990er Jahre jeweils zwischen ein und acht Hektar – insgesamt waren es damals rund 30 Hektar. 1993 wurde schließlich das Obstlager Haiming eröffnet – mit modernen Kühlzellen und einer leistungsfähigen Sortiermaschine sowie einer Lagerkapazität von rund 600 Tonnen.

 

Das Obstlager Haiming entwickelte sich rasch zu einer Erfolgsgeschichte und ist heute die größte Drehscheibe für in Tirol produziertes Obst. Die Zahl der Mitglieder hat sich auf 23 Bauern (Stand 2020) erhöht – neben namhaften Obstbaubetrieben des Tiroler Oberlandes auch drei bäuerliche Obstbaubetriebe aus Osttirol. Die Erwerbsgesellschaft firmiert heute unter dem Namen Erzeugerorganisation Oberinntalobst GmbH – wird aber meist einfach nur als „Obstlager Haiming“ bezeichnet. Mit steigender Mitgliederzahl hat sich auch die Anbaufläche im Vergleich zu 1993 in etwa verdoppelt: alle 23 Bauern bewirtschaften im Jahr 2020 eine Anbaufläche von rund 60 Hektar – mit insgesamt rund 180.000 Obstbäumen.

 

Zum 20-Jahr-Jubiläum des Obstlagers im Jahr 2011 wurde die Kapazität des Lagers von zuvor 800 Tonnen auf rund 1.500 Tonnen beinahe verdoppelt. Zusätzlich ist seit 2011 eine der modernsten, computergesteuerten Apfel-Sortieranlagen Österreichs in Betrieb. 2013 wurde eine Produktionsanlage für die Pressung zum Apfelsaft gebaut und 2016 noch einmal die Kapazität der Kühlräume auf insgesamt 2.000 Tonnen erweitert. Die Dachflächen des Obstlagers wurden mit Photovoltaikpaneelen ausgestattet, sodass ein Großteil der benötigten Energie selbst erzeugt werden kann. Der Großteil der Äpfel wird an den Tiroler Lebensmittelhandel (Mpreis, Spar, Rewe) geliefert, ein Teil wird auch direkt ab-Hof bzw. über das „Ladele“ im Obstlager an den Endverbraucher verkauft. Weiters werden die Äpfel bzw. der Apfelsaft auch über die Gastronomie und auf den Haiminger Markttagen verkauft. Alle Äpfel tragen das AMA-Gütesiegel, die Äpfel in Bioqualität tragen das AMA-Biosiegel.

Das Obstlager Haiming in Zahlen (Stand: 2020)

 

Mitglieder: 23 Bauern


Mengen: rund 15 Millionen Äpfel (entspricht rund 2.000 Tonnen) können jährlich gelagert bzw. zum Verkauf angeboten werden


Lagerfläche: rund 6.000 Quadratmeter mit 19 Kühlräumen


Apfelsorten: Gala, Topaz, Golden Delicious, Jazz, Braeburn, Arlet, Elstar, Mairac®, Jonagold, Boskoop, Pinova (sortiert nach mengenmäßigem Anteil)


Anteil Bio-Äpfel: rund 30 %


Apfelsaft: aus nicht vermarktungsfähigen Äpfeln werden jährlich ca. 250.000 Liter Saft gepresst

 

Äpfel im "Winterschlaf"

 

Damit die Äpfel über lange Zeit ihre Qualität bewahren, werden sie in eine Art Winterschlaf versetzt. Dazu werden die Äpfel im Obstlager in kontrollierter Atmosphäre gelagert – mit erhöhter Luftfeuchtigkeit und CO2-Konzentration sowie niederen Sauerstoff- und Temperaturwerten.

 

Bei diesem Vorgang handelt es sich um einen absolut natürlichen Prozess, denn jeder Apfel veratmet Sauerstoff und gibt CO2 ab – gleich wie wir Menschen. In luftdichten Räumen verringert sich so ständig der Sauerstoffgehalt in der Luft. Es ist ständig zu kontrollieren, dass dieser Wert nicht unter ein bestimmtes Maß sinkt. Ebenso muss eventuell zu viel entstandenes Kohlendioxid abgesaugt werden, um die Qualität der Äpfel zu garantieren.