Ötztal-Bahnhof

 

Vom rasanten Aufstieg eines Ortsteiles

 

Ötztal-Bahnhof wird als jüngster Ortsteil Haimings bezeichnet. Initialzündung für die Entstehung des Ortsteils im heutigen Ausmaß war der Bau der Arlbergbahn sowie die Eröffnung des Bahnhofs, der „Station Oetzthal“ im Jahr 1883.

 

Neben der Station Oetzthal eröffnete der findige Haiminger Wirt Alois Sterzinger schon 1883 eine Schank und baute kurze Zeit später den nach ihm benannten Sterzinger-Hof. 1899 musste Sterzinger seinen Hof jedoch verkaufen, da einfach zu wenig Gäste im einsamen Ort blieben, sondern ihn vor allem zur Durchreise ins Ötztal nutzten. Der Hof wurde in „Hotel Oetzthaler Hof“ umbenannt, hatte über die Jahrzehnte viele verschiedene Besitzer und Pächter. In den ersten Jahrzehnten nach dem Bau des Bahnhofs blieb die Einwohnerzahl des Ortsteils recht bescheiden. Im Verzeichnis von 1919 schienen lediglich 20 Erwachsene auf – allesamt Bahnangestellte mit ihren Frauen sowie das Ehepaar Lutteri, die damaligen Besitzer des Ötztalerhofs. Dennoch hatten die wenigen Einwohner/innen den Wunsch nach einer eigenen Kapelle. Auf Betreiben des damaligen Haiminger Pfarrers Eduard Baumgartner sowie des Hoteliers Ernst Lutteri wurde ab 1911 eine neugotische Lourdeskapelle erbaut. Sie diente bis zum Bau der Pfarrkirche in den 1960er Jahren als Gotteshaus und wurde von der Pfarre Haiming mitbetreut.

 

Die erste große „Bevölkerungsexplosion“ hatte ihre Ursache in einem dunklen Kapitel der Geschichte. Im Lager Haiming waren während des 2. Weltkriegs Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene untergebracht, danach diente es volksdeutschen Flüchtlingen als vorübergehende Heimat. Nach dem Krieg siedelten sich immer mehr Betriebe in Ötztal-Bahnhof an. Lagerhäuser, Gewerbebetriebe, Bauunternehmer… immer mehr nutzten die gute Lage rund um den Bahnhof. Mit den Firmen war auch der verstärkte Zuzug von Arbeitnehmern mit ihren Familien verbunden. Insbesondere die Ansiedlungen der Firma Lignospan und des Umspannwerks Anfang der 1960er Jahre brachten dem jungen Ortsteil großen wirtschaftlichen Aufschwung und Kaufkraft. Für den wachsenden Ortsteil wurde die kleine Lourdes-Kapelle bald zu klein und so wurde 1962 der Grundstein für die moderne Pfarrkirche gelegt. 1964 wurde sie eingeweiht, im selben Jahr erhielten die „Bahnhöfler“ auch ihre erste eigene Volksschule. 1970 war die Bevölkerung im Ortsteil bereits auf rund 800 Personen angewachsen. Diese Entwicklung hält bis heute an. Ötztal-Bahnhof hat sich zu einem starken Wirtschaftsstandort entwickelt. Die Anzahl der Betriebe im Industrie- und Gewerbegebiet von Ötztal-Bahnhof steigt stetig weiter. Auch als Wohnort gewann der Ortsteil immer mehr an Beliebtheit. So leben heute (Stand: Jänner 2021) 1.582 Menschen in Ötztal-Bahnhof – das entspricht rund 1/3 der Gesamtbevölkerung Haimings. Mit einer eigenen Musikkapelle, Feuerwehr, Schützenkompanie und weiteren Vereinen hat der Ortsteil auch ein gut funktionierendes Vereinsleben aufzuweisen.

 

Einwohnerzahlen Ötztal-Bahnhof am 1. Jänner 2021:

 

Hauptwohnsitze: 1.582
Nebenwohnsitze: 110

Über den Namen Ötztal-Bahnhof

 

Ötztal-Bahnhof machte wohl die häufigsten Namenswechsel mit. Ursprünglich gab es nur den Bahnhof, der als „Station Oetzthal“ bezeichnet wurde. Mit wachsender Bevölkerung wurde der Ortsteil in „Ötztal-Ort“ umbenannt. Das sorgte bei so manchem Ortsfremden für Verwirrung, weil der Ortsteil ja gar nicht im Ötztal liegt. Es folgte die Bezeichnung „Haiming-Ötztal“, mit der aber wiederum die Einwohner/innen des Ortsteils keine rechte Freude hatten. Mittlerweile hat sich die Bezeichnung „Ötztal-Bahnhof“ eingebürgert und die „Bahnhöfler“ identifizieren sich stolz mit ihrem Ortsteil.

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