Die Lagerschule

 

Mit Ende des 2. Weltkrieges wurde aus dem ehemaligen Zwangsarbeiterlager in Haiming ein Flüchtlingslager, in dem vor allem Volksdeutsche untergebracht waren. Im März 1946 befanden sich insgesamt fast 1.200 Volksdeutsche im Haiminger Lager, das unter französischem Kommando stand. Sofort nach Ankunft der Flüchtlinge wurde die Lagerschule in einer provisorischen Baracke eröffnet, anfangs mit zwei, später mit drei Stunden Unterricht täglich.


Vom Schuljahr 1946/47 bis zum Schuljahr 1949/50 wurde die Schule als Lagerschule Haiming der Französischen Kontrollmission geführt. Die Schule galt damit – wie andere Lagerschulen unter alliierter Verwaltung auch – als Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht und unterstand damit nicht den österreichischen Behörden. Alle Lehrer und Lehrerinnen an der Lagerschule waren Volksdeutsche, die selbst im Lager lebten und das gleiche Schicksal hatten wie ihre Schützlinge.


Die Schülerzahl lag in den Jahren 1946/47 und 1949/50 zwischen 131 und 163. Neben der Volksschule wurde für Schüler der Oberstufe auch eine Realschule geführt. Insgesamt gab es im Schuljahr 1946/47 240 schulpflichtige Kinder im Lager. Jene, die nicht die Schulen im Lager besuchten, gingen u. a. in die Hauptschule in Imst oder andere höhere Schulen in Imst, Zams, Telfs etc. Die Einteilung in die einzelnen Klassen in der Lagerschule erfolgte nicht nach dem Alter der Kinder, sondern nach ihrem Wissensstand. Oft hatten die Kinder eine lange Zeit auf der Flucht hinter sich und so fehlten ihnen verständlicherweise Schulzeiten. Deshalb waren die Altersunterschiede in einzelnen Klassen oft recht groß. In der 3. Klasse des Schuljahres 1946/47 saßen etwa 34 Schüler aus sieben Jahrgängen. In der Lagerschule herrschte großer Platzmangel, weshalb ein geregelter Schulbetrieb nicht möglich war. Der Unterricht musste auf drei Stunden täglich beschränkt werden. Erst im März 1950 konnte mit den Fundamenten der neuen Schule begonnen werden. 


Nachdem das Lager im Jahr 1950 in die österreichische Verwaltung übergegangen war, wurde auch die Lagerschule in diese übergeleitet. Sie wurde der Volksschule Haiming als Nebenschule zugeordnet und die Gemeinde war auch zur Erhaltung der Lagerschule verpflichtet. Kosten für Heizung, eine Reinigungskraft, Lehrmittel und bauliche Maßnahmen hatte die Gemeinde zu tragen, was eine finanzielle Belastung bedeutete. Als Vorteil der Übernahme galt jedoch der Umstand, dass die Schulkinder aus Ötztal-Bahnhof und Riedern die ersten fünf Schuljahre in der Lagerschule absolvieren konnten, was ihnen den weiten Weg nach Haiming ersparte. Im Schuljahr 1950/51 besuchten 155 Lagerkinder und 38 Kinder aus Ötztal-Bahnhof bzw. Riedern die Lagerschule. 


Mit der Zeit änderte sich auch die Lehrerschaft. Die volksdeutschen Lehrer und Lehrerinnen verließen das Lager und ab 1954 unterrichteten nur mehr Tiroler Lehrpersonen. Ende des Schuljahres 1955/56 wurde die Lagerschule nach 10 Jahren ihres Bestehens geschlossen.