Familiennamen und ihre (Be-)Deutung

Ein Name allein genügt nicht mehr...

 

Bis ca. 1200 n. Chr. war es in unserem Sprachraum üblich, dass die Menschen nur einen Rufnamen (Taufnamen) hatten. Dieser genügte, um die jeweiligen Personen zu unterscheiden. Erst als die Bevölkerung wuchs und die Siedlungen sich vergrößerten, wurde ein zusätzlicher Name notwendig. Man bediente sich dabei verschiedener Möglichkeiten, sei es die Herkunft der Person, ein besonderes körperliches Merkmal, ein Beruf oder der Wohnort. Folgende in Haiming existierenden Namen aus dem Jahr 1325 veranschaulichen das:

 

  • Konrad Dietmars Sohn (der Vatername wird beigefügt)
  • Heinrich der Lang (ein körperliches Merkmal wird angegeben)
  • Elle in der Au (der Wohnort kommt dazu)
  • Heinrich der Schmied (der Beruf scheint auf)
  • Der Zirmbach (der Hofname wird Eigenname)
  • Der Schwabe (ein Mann aus dem Schwabenland) – ähnlich wie bei: Walser, Bair, Praxmarer

 

 

Die häufigsten Familiennamen um 1628

 

Aus dem Grundsteuerkataster des Gerichtes St. Petersberg kamen in der Gemeinde Haiming um 1628 folgende Familiennamen am häufigsten vor:

 

  • Raffel (Raffl) – 17 Familien
  • Prantl – 6 Familien
  • Gritsch und Wilhelm – je 5 Familien
  • Haßlwanter, Lärcher, Schweiggl und Stigger – je 4 Familien

 

 

Manche dieser Namen sind ausgestorben, andere haben sich stark vermehrt. Um 1926/27 sind die häufigsten Familiennamen in Haiming:

 

  • Prantl – 16 Familien
  • Stigger – 14 Familien
  • Neurauter – 13 Familien
  • Praxmarer und Raffl – je 10 Familien
  • Kapeller – 9 Familien

 

 

Prantl, Stigger, Raffl & Co. …woher kommen unsere Namen?

 

Nachnamen bzw. Familiennamen erzählen häufig eine Geschichte über ihre ersten Träger. In Haiming kommen einige Nachnamen – wie die Statistik zeigt - bereits seit dem frühen 17. Jahrhundert häufig vor. Die Namen „Mareiler“ und „Schlierenzauer“ könnten in unserer Gemeinde bzw. den Ortsteilen entstanden sein. Schlierenzauer gibt es in Haiming jedoch nicht mehr. Mareiler sind unter anderem noch in Höpperg und Gwiggen vertreten.

 

Heute mag der Nachname wohl kaum mehr etwas über Beruf, Aussehen oder sonstige Merkmale der betreffenden Person aussagen. Dennoch ist es sicher für viele interessant, die ursprüngliche Bedeutung des eigenen Namens zu kennen. Dabei gilt es zu beachten, dass man bei der Deutung des Familiennamens nicht immer von der heute üblichen Schreibweise ausgehen darf.

Die 10 häufigsten Familiennamen in Haiming und ihre ursprüngliche Bedeutung

 

Stand 2020

 

  1. Prantl: Seit Jahrzehnten nimmt der Name „Prantl“ die Spitzenposition unter den Haiminger Nachnamen ein. 2020 sind es 128 Haiminger und Haimingerinnen, die sich Prantl nennen – zum Vergleich: 1984 waren es 135 Personen. Der Name wird von Hildebrand abgeleitet. Prantl – harter Anlaut in unserer Mundart und das angehängte -l eine Verkleinerungsform (Prantl = Sohn des Prant). Nach einer anderen Deutung könnte sich der Name auch von der Siedlung Brand ableiten, was wiederum auf eine Rodung durch Feuer schließen lässt. Prantl ist besonders auf dem Haimingerberg sehr häufig. Nach mündlicher Überlieferung sollen in der Pestzeit von 1630 bis 1634 nur drei heiratsfähige „Weiberleut“ übriggeblieben sein. Eine heiratete einen Mann aus Brand im Ötztal, die zweite einen aus Praxmar im Sellrain, die dritte blieb ledig. Auch der Name Praxmarer zählt zu den häufigen Familiennamen am Haimingerberg.
     
  2. Stigger: 101 Haimingerinnen und Haiminger schreiben sich im Jahr 2020 Stigger mit Nachnamen und damit fast genau so viele wie im letzten Gemeindebuch von 1984 (102 Personen). In alten Urkunden wird der Name häufig auch „Stikker“ oder „Stikher“ geschrieben. Mit „Stikken“ wurde das Einsetzen von Pfählen und Radspeichen bezeichnet. Der Name Stikker – oder eben heute Stigger – ist damit auf eine Berufsbezeichnung zurückzuführen, wahrscheinlich ein Rädermacher. 1473 wurde in Haiming ein Kristan Stikker erwähnt.
     
  3. Kapeller: Der Name Kapeller leitet sich vom Ortsnamen Kappel ab, wurde aber auch für Nachbarn einer Kapelle bzw. deren Betreuer verwendet. Der Nachname hat sich in Haiming seit dem letzten Gemeindebuch von 1984 (77 Personen) auf 94 Personen im Jahr 2020 deutlich erhöht. Damit konnten die Kapellers vom 5. Rang auf den 3. Rang der häufigsten Familiennamen vorrücken. 1809 war Franz Kapeller Wirt in Magerbach.
     
  4. Neurauter: An 4. Stelle der häufigsten Familiennamen liegt – unverändert seit 1984 – der Nachname Neurauter. Sowohl 1984 als auch 2020 waren es 88 Haiminger und Haimingerinnen, die sich Neurauter schreiben. Der Name weist auf den Wohnort „neue Raut“ = Wiese hin. Er entstand demnach in der Zeit zusätzlicher Gewinnung von Kulturland.
     
  5. Leitner: Von 62 Nennungen im Jahr 1984 (Rang 8) hat sich der Nachname Leitner auf 76 Nennungen im Jahr 2020 erhöht und konnte damit auf den 5. Platz vorrücken. Der Name lässt sich vermutlich darauf zurückführen, dass der erste Namensträger an einer Leite (ein abschüssiger Hang) wohnte.
     
  6. Schöpf: Der Name Schöpf leitete sich von der Bezeichnung „Schöffe“ ab – einem Beisitzer bei Gerichtsverhandlungen. 1663 war ein Oswald Schöpf Kirchenpropst in Haiming. 1984 kam der Name 63 Mal in Haiming vor, 2020 schreiben sich 67 Personen Schöpf.
     
  7. Kopp: 1984 schrieben sich 50 Haimingerinnen und Haiminger Kopp, 2020 sind es 64. Damit ist der Name vom 9. Rang auf den 7. Rang vorgerückt. Der Name Kopp ist eine Kurzform des Taufnamens Jakobus. Ein „Choppe“ wird im 13. Jahrhundert in Eppan genannt.
     
  8. Raffl: Der Nachname Raffl ist vom 3. Rang im Jahr 1984 (96 Nennungen) auf den 8. Platz im Jahr 2020 ( 62 Nennungen) zurückgefallen. Der Name wurde auch Raffel, Räffel oder Räffl geschrieben. Möglicherweise stammt der Name vom althochdeutschen Verb „raffon“ (= rupfen) ab, was früher wohl zu einem bestimmten Beruf gehörte. Der Name ist im Inntal und in Südtirol verbreitet. 1632 wird ein Wolfgang Räffl in Haiming erwähnt.
     
  9. Zoller: Der Nachname Zoller ist vom 10. Platz im Jahr 1984 mit 46 Nennungen auf den 9. Platz im Jahr 2020 mit 56 Nennungen vorgerückt. Der Name Zoller ist auf eine Berufsbezeichnung zurückzuführen: der Zolleinnehmer (ähnliche Amtsnamen wie dieser sind z. B. Mauter, Maier oder Schulz(e) (= Bürgermeister).
     
  10. Köll: Mit 49 Nennungen im Jahr 2020 belegt der Nachname Köll den 10. Rang in der Liste der häufigsten Familiennamen in Haiming – im Vergleich dazu gab es im Jahr 1984 noch 76 Nennungen (Rang 6). Der Name Köll ist in ganz Tirol verbreitet, auch in ähnlicher Form wie Kölle, Köhle, Chol… Köll ist vermutlich die Kurzform zum Taufnamen Cholomann/Kolomann. Um 1500 wird ein Hans Kölli mit Salomon Schweigl als Pächter des Brückenzolls und Erhalter der Innbrücke in Magerbach genannt.