Magerbach

Eine Zeitreise durch die Jahrhunderte

 

Eine Zeitreise durch die Jahrhunderte Wann genau sich die ersten Menschen in Magerbach niedergelassen haben, lässt sich nicht mehr genau sagen. Dass sie sich hier angesiedelt und die Landschaft kultiviert haben, hatte aber triftige Gründe. Vor allem die verkehrsgeografisch gute Lage, direkt an der alten Reichsstraße und der Magerbachbrücke waren wohl ausschlaggebende Argumente. Die älteste bekannte Erwähnung einer Brücke stammt aus dem Jahr 1320. In der Steuerliste von St. Petersberg aus dem Jahr 1325 wird unter anderem auch „die Maingoltin zu Magerbach“ als Steuerträgerin angeführt. Seit mindestens 700 Jahren wurden auf der Straße über Magerbach Erze, Salz und andere Handelswaren transportiert.

 

Unter den recht spärlichen historischen Quellen sind Urkunden über die zu entrichtenden Brückenzölle zu finden. Diese wurden in Abhängigkeit von der Art des Fuhrwerks festgelegt. Nicht nur für Pferde- oder Ochsenwagen, auch für händisch gezogene „Gratten oder Karren“ musste Zoll bezahlt werden. Selbst wer Waren mit Flößen von Magerbach nach Innsbruck beförderte, konnte die Maut nicht umgehen. Schließlich war die Erhaltung insbesondere der Brücke ein kostspieliges Unterfangen.

 

Wechselvolle Zeiten

 

Die Magerbacher erlebten in den vergangenen Jahrhunderten viel durchreisendes Volk, was so manches Mal auch mit Schwierigkeiten verbunden war. 1694 haben etwa ungarische Söldnertruppen (sogenannte Haiducken) ihr Quartier in Haiming aufgeschlagen, Häuser in Magerbach geplündert und Frauen belästigt. Die Silzer Scheibenschützen mussten den Haimingern mit „Hellparden und allerhand Gewöhr“ zu Hilfe eilen. Das Schützenwesen spielte in Magerbach eine besondere Rolle. Versammlungen der Standschützen und Wettbewerbe der Gildeschützen fanden häufig am Schießstand in Magerbach statt. Bis 1932 wurde der Schießstand von den Silzer Schützen geführt und betreut, dann ging er in das Eigentum der neu gegründeten Haiminger Schützengilde über.

 

Mitte des 19. Jahrhunderts (1851) wohnten in Magerbach 54 Menschen (25 Männer und 29 Frauen). Sie gehörten 8 Familien an und wohnten in 7 Häusern. Außerdem wurden 13 Dienstboten in Magerbach gezählt, die hauptsächlich im Gasthof Löwen arbeiteten. Als Ende des 19. Jahrhunderts die Arlbergbahn in Betrieb ging, verlor das Transportwesen über Magerbach stark an Bedeutung. Mit der Umfahrung Haimings durch die neue Bundesstraße (1936 – 1939) wurde es still in Magerbach. Am 3. Mai 1945 versuchten die abziehenden Soldaten der Deutschen Wehrmacht die Magerbachbrücke zu sprengen. Einer deutschen Pioniereinheit, die sich auf dem Rückzug von der Südfront befand, gelang es jedoch mit Unterstützung einiger Haiminger, dieses sinnlose Zerstörungswerk zu verhindern.

 

Vom Bau der Autobahn Mitte der 1980er Jahre waren die Gebiete in und um Magerbach am stärksten betroffen. Die Höfe in der Nachbarschaft des Gasthof Löwen mussten aufgegeben bzw. umgesiedelt werden.

 

Einen wirtschaftlichen Aufschwung für den Weiler brachte der ebenfalls in den 1980er Jahren einsetzende Rafting-Boom. Magerbach wurde zur zentralen Ausstiegsstelle für Rafter und Kajak-Fahrer, Anbieter des Trendsports siedelten sich dort oder in der Nähe an. Außerdem ist die „Apfelstraße“ zwischen Magerbach und Silz eine der beliebtesten Spazier- und Radwege im gesamten Gemeindegebiet.

Magerbach und die Magerbachbrücke

 

Historischer Verkehrsknotenpunkt an der alten Straße

 

Magerbach kennt man heute vor allem als Anlaufstelle für Kajak-Fahrer und Rafter, als Ausgangspunkt für Spaziergänge und Radtouren entlang der ausgedehnten Obstanlagen Richtung Silz („Apfelstraße“) oder auch für Kletterpartien (Klettersteig und -routen in der Geierwand).

In früheren Zeiten hatte besonders die Magerbachbrücke große Bedeutung. Sie existiert seit mindestens 700 Jahren und war wichtiges Teilstück der alten Reichsstraße, die von Magerbach entlang des Tschirgant weiter bis nach Imst führte. Die Brücke liegt auf einer Seehöhe von 663 m und wird üblicherweise als niedrigster Punkt der Gemeinde Haiming angeführt.

 

Weitere Informationen zur Magerbachbrücke finden Sie HIER

 

 

 

Der Gasthof Löwen

 

Die Wurzeln des Gasthof Löwen in Magerbach reichen vermutlich genauso weit zurück wie jene der Straße bzw. Brücke. Aus einer Pferdestation und Herberge entwickelte sich mit der Zeit ein stattlicher Gasthof mit angeschlossener Landwirtschaft. Der mehr als 700 Jahre alte Gasthof steht heute unter Denkmalschutz und hatte viele verschiedene Besitzer. Mitte des 17. Jahrhunderts waren es der Zirler Brückenzöllner-Sohn Gregor Neuner und seine Gattin Maria Tasch; ihr Sohn Georg Neuner erbaute 1696 die Heilig-Kreuz-Kapelle. Die alte Heilig-Kreuz-Kapelle blieb bis 2004 mit dem Gasthof Löwen verbunden. Dann kaufte die Gemeinde die vom Verfall bedrohte Kapelle samt Grundanteil und ließ sie renovieren.

 

1877 war Johann Kapeller der Wirt von Magerbach, er verkaufte 1900 an Josef und Anna Löffler. 1933 ging das Anwesen an Familie Leitner, 1941 wurde Peter Schlögel aus Trins Eigentümer. 1967 bis 1977 war der Löwen im Eigentum der Familie Ried. 1977 kaufte Max Kapferer die Liegenschaft, 1990 übernahm Gerhard Kapferer das Anwesen, 1998 wurde Johann Fankhauser Eigentümer. Im Jahr 2021 ist der geschichtsträchtige Gasthof im Besitz von Günter Refle aus München.

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