Haiming im 21. Jahrhundert

 

Haiming zählte im Jahr 2020 (nach Obsteig, Mieming, Sautens und Imst) zu den am stärksten wachsenden Gemeinden im Bezirk Imst. Von 3.901 Personen am 1. Jänner 2001 erhöhte sich die Haiminger Bevölkerung auf 4.772 Personen am 1. Jänner 2021 und damit um rund 22 %. Die 4.000-Einwohner-Grenze knackte Haiming erstmals im Jahr 2006. Mehr als die Hälfte des Wachstums ist dabei nicht auf einen Geburtenüberschuss, sondern auf den regen Zuzug zurückzuführen.  Das spiegelt sich auch in der Anzahl der Gebäude in unserer Gemeinde wider. Im Jahr 2001 gab es 1.064 Gebäude in Haiming, im Jahr 2020 sind es 1.436.

Spannende Zeiten in einer wachsenden Gemeinde

 

Die Gemeinde wächst, baut, investiert

Eine wachsende Bevölkerung hat in vielen Bereichen Auswirkungen auf eine Gemeinde und deren Infrastruktur: von der Betreuung der Kleinsten in Kinderkrippe und Kindergarten, den Aufgaben als Schulerhalter über die Bewirtschaftung von Wohnraum und Bauland bis hin zu Pflege sowie betreutem Wohnen für die ältere Generation. Im neuen Jahrtausend wurden mehrere Sanierungen/Um- und Neubauten bei den Haiminger Kindergärten und Schulen durchgeführt, um für die steigende Kinderzahl Platz zu schaffen, neue Einrichtungen (z. B. Bibliothek, Waldkindergarten) zu schaffen oder moderne Unterrichtsmethoden zu ermöglichen. Einzig in Ochsengarten musste der Kleinkindergarten wegen Kindermangels 2012 schließen. Das gleiche Schicksal ereilte die Volksschule 2017. Seither besuchen die Ochsengartner Kinder den Kindergarten bzw. die Volksschule am Haimingerberg.

 

Für die Betreuung der älteren Generation wurde 2009 das Wohn- und Pflegeheim in Haiming mit 44 modernen Pflegeplätzen eröffnet. Im Gebäude befinden sich auch die Büroräume des früher als Verein organisierten Sozial- und Gesundheitssprengels, der seit 2020 als GmbH „Mittlere Oberinntal Pflege“ organisiert ist. Träger des Wohn- und Pflegeheims ist der Gemeindeverband mit den Gemeinden Haiming, Sautens, Oetz, Umhausen und Roppen.

 

Neues Gemeindezentrum

Das alte Gemeindehaus aus dem Jahr 1968 war zusehends in die Jahre gekommen und hatte mit akuten Platzproblemen zu kämpfen. Nach einem Architekturwettbewerb wurde von 2015 bis 2017 ein moderner Neubau am alten Standort gebaut. Das neue Gemeindezentrum besteht aus zwei Gebäuden, eines für die Gemeindeverwaltung, eines für das Dienstleistungszentrum (am Standort des früheren Feuerwehrgebäudes) - mit Arztpraxis, Bank, Physiotherapie und Vereinslokalen für Musikkapelle, Vinzenzgemeinschaft und Pensionisten. Das Gemeindezentrum wurde an den Oberlandsaal angeschlossen, verfügt über eine Tiefgarage sowie einen großen Vorplatz samt überdachtem Bereich.

 

Während des Baus übersiedelte das Gemeindeamt nach Ötztal-Bahnhof (in Büroräumlichkeiten der Firma AVE). Zur selben Zeit (2016/17) wurde die Haiminger Pfarrkirche einer umfangreichen Innenrenovierung unterzogen. So kam es, dass in dieser Zeit nicht nur das Gemeindeamt im Ortsteil Ötztal-Bahnhof zu finden war, sondern dass auch die Haiminger Kirchgänger/innen nach Ötztal-Bahnhof kamen, um dort die Messen zu besuchen. Am 8. Oktober 2017 wurden sowohl das neue Gemeindezentrum offiziell eröffnet, als auch die Pfarrkirche Haiming wieder eingeweiht.

Mehr Menschen – mehr Wohnbedarf

Haiming ist eine beliebte Wohngemeinde. Im neuen Raumordnungskonzept der Gemeinde (2019) wird bis 2030 ein Mehrbedarf an 285 Wohnungen prognostiziert. Aber auch Eigenheime stehen auf dem Wunschzettel vieler ganz weit oben. Um einen der Baugründe der Gemeinde zu erhalten, können sich Haiminger/innen ab 18 Jahren und mit mindestens 10 Jahren Hauptwohnsitz in der Gemeinde bewerben. Die Preise der Gemeindegründe bewegten sich in den 2000er Jahren zwischen 60 und 120 Euro pro Quadratmeter und damit weit unter dem aktuellen Marktniveau.

 

Im Bereich Höhenweg, Winkling und Wiesrainstraße wurden zuletzt Gemeindegründe vergeben. Nicht immer war die Widmung einfach – wegen einer geschützten Waldorchidee wurden im Höhenweg anstatt der geplanten 23 Grundstücke nur 10 vergeben. Auch im Bereich Winkling stand zunächst der Ziegenmelker, eine geschützte Vogelart, einer Widmung entgegen. Hier konnten dennoch 32 Bauplätze vergeben werden, aktuell (2020/2021) wird fleißig im Winkling gebaut.

 

2019/2020 wurden in Zusammenarbeit mit dem Bauträger „Neue Heimat Tirol“ sogenannte 5-Euro-Wohnungen im Zwieselweg gebaut. 23 Wohnungen – zwischen 99 und 48 m² – wurden im Herbst 2020 vergeben.

 

Wirtschaftliche Entwicklungen

2003 eröffnete das Handels- und Dienstleistungszentrum (HDZ) auf der Ötztaler Höhe. Verschiedene Handels- unternehmen sowie Dienstleistungsbetriebe machten die Ötztaler Höhe rasch zum viel frequentierten Standort. 2006 und 2007 wurden die beiden Kreisverkehre angelegt, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Im Ortsteil Ötztal-Bahnhof wuchs das Gewerbe- und Industriegebiet in der Olymp- und Industriestraße sowie südlich der Bundesstraße. Auch nördlich des Bahnhofs, am und rund um das ehemalige Gelände der Firma Lignospan/Helene Möbel siedelten sich neue Betriebe an. 2016 wurden zudem rund 4 ha im Forchet (östlich der Industriestraße) in Gewerbegebiet umgewidmet – kurz zuvor war die Ansiedelung der Firma Handl Tyrol an diesem Standort gescheitert. Auch in Zukunft ist mit weiteren Betriebsansiedlungen zu rechnen.

Gewerbegebietserweiterung mit Schwierigkeiten

2015 bekundete die Firma Speck Handl Tyrol erstmals öffentlich Interesse an einem Betriebsstandort in Haiming.

 

Zunächst wurde als möglicher Standort der Forchet (zwischen Industriestraße und Wiesrainstraße von Ötztal-Bahnhof bis Verbund) zur Diskussion gebracht. Anwohner und Naturliebhaber protestierten gegen den geplanten Standort mit einem Flächenverbrauch von rund 10 Hektar und dem damit verbundenen Verlust des Naherholungsgebiets im Forchet. Gemeinsam mit der 2014 gegründeten Bürgerinitiative „Schützt das Forchet“ wurde eine Unterschriften-Aktion gegen den geplanten Standort gestartet. Noch bevor diese eingesetzt wurde, hatte sich die Firma Handl Tyrol bereits umorientiert.

 

Der neue Produktionsstandort entstand südlich der B171 – auf dem ehemaligen Gelände der Kraftwerks- anlagen bzw. des Lagers Haiming („Beinkorbwiesen“).

 

Die Firma Handl Tyrol baute von 2016 bis 2018 eine große Produktionshalle mit Investitionskosten von rund 60 Mio. Euro. 2018 wurde das Werk eröffnet.

 

Die Flächen, auf denen der Betrieb nun steht, gelten als historisch belastet. Als Grundeigentümerin hatte die TIWAG die Gründe im Ausmaß von rund 10 Hektar an die Firma Handl Tyrol verkauft. In den Besitz der Grundflächen war die Westtiroler Kraftwerke AG (Vorgänger der TIWAG) im Laufe des 2. Weltkriegs gekommen, um ein Kraftwerk zu bauen, das aber nicht realisiert wurde. Der Verkauf der Beinkorbwiesen ohne vorheriges Rückkauf- angebot an die ursprünglichen Besitzer führte zu heftiger Kritik.

 

Seit 2017 beschäftigt sich eine Historikerkommission mit der Erstellung eines Gutachtens. Bis heute (Stand: Jänner 2021) ist diese Angelegenheit nicht restlos geklärt.

Area 47

Zur vermutlich größten touristischen Neuheit entwickelte sich die Area 47. Sie wurde im Mai 2010 eröffnet – Teile des Freizeitparks liegen auf Haiminger Grund. Die Meinungen zum Freizeitpark waren vor dessen Errichtung geteilt: Skeptiker befürchteten Lärmbelästigungen, Beeinträchtigungen der Natur, eine Zunahme des Verkehrs, eine Konkurrenz zum Haiminger Waldschwimmbad etc. Befürworter dagegen sahen einen wichtigen Impuls für den Sommertourismus. Im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens konnte die Area 47 vielfach mediale Aufmerksamkeit erregen. Seit ihrer Eröffnung gilt die Area 47 als wichtiger Angebotsfaktor im Sommertourismus des Tourismusverbands Ötztal. Diesem gehört Haiming seit 2006 an. Die früher üblichen Ortsverbände wurden in ganz Tirol schrittweise aufgelöst bzw. sind in größeren Verbänden aufgegangen.

Vereinsleben

Auch im Vereinsleben Haimings hat sich ab den 2000er Jahren einiges getan. Die Haiminger Forchetsänger bereichern seit dem Jahr 2000 das musikalische Angebot Haimings, der Radsportverein widmet sich seit 2006 ganz dem Thema Radsport. 2007 wurde in Ötztal-Bahnhof eine eigene Schützenkompanie gegründet, die dem Bataillon Ötztal angehört. Damit ist Haiming die einzige Gemeinde, die drei Schützenkompanien hat, die zwei unterschiedlichen Bataillonen angehören. Weitere Neugründungen gab es 2014 mit dem „Grillsportverein“ sowie 2016 mit dem „Kulturraum Haiming-Ötztal“ und dem Verein „DaHaim“. Seit 2018 hat Haiming mit dem „Theater Quartier B2“ einen weiteren Theaterverein.

 

Mountainbike-Hochburg Haiming

Haiming entwickelte sich ab den 2000er Jahren zur Hochburg im Bereich Mountainbike/Radfahren. 2006 fanden mit dem Austria Cup sowie den Tiroler Betriebs- und Vereinsmeisterschaften im Bereich des HDZ auf der Ötztaler Höhe erstmals größere Radsportveranstaltungen auf Haiminger Boden statt.

 

Der Radsportverein entwickelte sich kontinuierlich weiter und bietet jungen Haiminger Sporttalenten ein Sprungbrett, u. a. wurden 2012 bereits erste Biker in das Österreichische Nationalteam einberufen.

 

Sportliche Höchstleistungen

Zu den größten heimischen Radsport-Talenten zählt die Haimingerin Laura Stigger (geboren am 25. September 2000). Mit dem Mountainbike wurde sie bereits mehrfache Junioren-Weltmeisterin und Junioren-Europameisterin in ihrer Spezialdisziplin, dem Cross-Country. Auch 2018 triumphierte sie bei der Junioren-Mountainbike-WM, nur um wenige Wochen später auch bei den UCI-Straßen-Weltmeisterschaften in Tirol anzutreten. Zur Überraschung vieler konnte die Mountainbike-Spezialistin bei ihrem erst zweiten Straßenrad-Rennen ebenso überzeugen und holte sich WM-Gold im Juniorenbewerb. Laura wurde damit auch zur Österreichs Radsportlerin des Jahres gekürt. Am 25. Oktober 2018 bereitete die Gemeinde der frischgebackenen Doppel-Weltmeisterin einen gebührenden Empfang am Vorplatz des Gemeindezentrums.

 

Relativ spät startete Karl „Charly“ Markt (Jahrgang 1980) seine Bikekarriere. Er wollte ursprünglich Skirennfahrer werden und gewann 1995 den Österreichischen Meistertitel im Super-G in der Schülerklasse. Doch der Radsport ließ ihn nie wirklich los und so begann er mit 19 Jahren Rennen zu fahren. Der kräftige Sportler wog zu Beginn 85 kg und seine Stärken lagen eher in der Abfahrt. Doch 2002 konnte er sich für die Heim-WM in Kaprun qualifizieren und wurde dort 31er. 2005 feierte er seinen ersten Staatsmeistertitel im Marathon, 2006 sein bestes Weltcupergebnis (11. Platz in Schladming), 2007 erneut Staatsmeister im Marathon, 2011 Staatsmeister im Cross-Country. 2012 folgte mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen in London mit dem ausgezeichneten 20. Platz ein großer Traum von Charly. 2020 hätte die letzte Saison des Haiminger Radsportlers werden sollen, aber Corona und der dritte Staatsmeistertitel veranlassten ihn, noch eine Saison weiterzumachen, um vielleicht doch noch zu den Olympischen Spielen in Tokio (Sommer 2021) zu kommen.

„Streitthemen“ der 2000er:

 

Der Tschirgant-Tunnel

Seit Jahrzehnten wird der Tschirgant-Tunnel immer wieder zum Thema gemacht. Bereits 1979 sprach sich die Gemeinde Imst einstimmig für einen Tschirgant-Tunnel aus, um das vom Verkehr belastete Gurgltal zu entlasten. Seit dieser Zeit regt sich in Haiming Widerstand. Der frühere Haiminger Bürgermeister Wilfried Stigger soll einmal zu dem Thema gesagt haben: „I bin gar nit neugierig darauf, Nassereith durchs Fernrohr anschauen zu können.“ In den 1980er und 1990er Jahren war es relativ still um das Thema, Anfang der 2000er Jahre wurde die Möglichkeit eines Tschirgant-Tunnels wieder konkreter. Befürworter forderten eine Entlastung für die Gemeinden im Gurgltal sowie Obsteig und am Mieminger Plateau. Gegner befürchteten eine neue Transitroute über den Fernpass ins Inntal und noch mehr Verkehr.

 

2002 formierte sich die Bürgerinitiative „Antitransit Oberland“, kurz ATO. Zu dieser Zeit schien der Tschirgant-Tunnel bereits fix. Es gab eine offizielle Ausschreibung und das Projekt war im Gesamtverkehrsplan Österreich und im Bundesstraßengesetz verankert. 2003 begann die ASFINAG mit Planungen sowie Erkundungsarbeiten und Bohrungen auf beiden Seiten des Tschirgants. Baubeginn sollte 2007 sein, im Jahr 2008 wurde auch ein UVP-Verfahren gestartet. Als wahrscheinlichste Variante galt der Tschirgant-Tunnel Ost – mit dem Tunnelportal in etwa auf Höhe von Magerbach. Bei der Variante West wäre das Portal weiter westlich zur Autobahnabfahrt zu finden.

 

In Haiming regte sich Widerstand gegen die Tunnelpläne und eine Volksbefragung wurde initiiert. Am 11. Jänner 2004 sprachen sich 84 % der abgegebenen Stimmen dafür aus, dass die Gemeinde keine Grundflächen für den Bau des Tschirgant-Tunnels verkaufen solle. In der Gemeinderatssitzung am 30. Jänner 2004 wurde diesem Antrag einstimmig die Zustimmung gegeben.

 

Das Haiminger Votum und auch die Stellungnahme des Gemeinderates waren eindeutig. Die Tunnelpläne kamen aber wohl eher aus anderen Gründen zum Erliegen. Eine Neu-Evaluierung von rund 30 Bauvorhaben der ASFINAG ergab für den Tschirgant-Tunnel das schlechteste Ergebnis aller geprüften Vorhaben. Er wurde nicht mehr in den Ausbauplan der ASFINAG aufgenommen. Die Planungen wurden 2011 abgebrochen, der UVP-Antrag zurückgezogen.

 

Das endgültige Aus des Tschirgant-Tunnels war dies aber nicht. Die Verkehrsbelastung über den Fernpass, durch das Gurgltal und das Mieminger Plateau wuchs ständig. In der sogenannten Fernpass-Strategie von 2015 wurde der Tschirgant-Tunnel erwähnt. 2016 wurde im Nationalrat eine Petition eingebracht – für den Ausbau der Fernpassroute inklusive Tschirgant-Tunnel.

 

In Haiming reagierte der Gemeinderat im Mai 2017 auf die neuerlichen Tunnel-Pläne und legte einen einstimmigen Beschluss zum Schutz der Trinkwasserreserven im Tschirgant fest. Dieser gilt als gigantischer Wasserspeicher mit einer Wassersäule von mindestens 300 m. Diese Menge würde ausreichen, um weite Teile des Oberlandes mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Ein Tunnelbau würde mit großer Wahrscheinlichkeit dieses Wasserreservoir beeinträchtigen. Im Jahr der Landtagswahlen 2018 wurden der Fernpass-Scheiteltunnel und der Tschirgant-Tunnel erneut zur Debatte gebracht. Bei den Planungen hieß es jedoch „zurück an den Start“. Die konkrete Trasse sollte erst nach den aktuellsten Erkenntnissen und unter Einbindung der Anrainergemeinden neu geplant werden. Kolportierte Kosten für den Tschirgant-Tunnel: 275 Mio. Euro.

 

Seit 2019 wurden neuerliche Verkehrsuntersuchungen durchgeführt, erste Erkenntnisse dazu präsentierte die ASFINAG im April 2021.

 

Fix scheint in jedem Fall, dass die Thematik die Politik und unsere Gemeinde noch länger beschäftigen wird. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Projekt entwickelt und welche Auswirkungen für Haiming damit verbunden sein werden.

Haiming oder Ötztal?

 

2010 wurde die zweite Röhre des Roppener Tunnels eröffnet. Daraufhin tauschte die ASFINAG ohne ersichtlichen Grund die Hinweisschilder auf der Haiminger Autobahnabfahrt aus. Wo vorher „Haiming“ stand, war plötzlich „Ötztal“ zu lesen. Üblicherweise steht bei Abfahrten/Anschlussstellen von Autobahnen immer die nächstgelegene bedeutende Ortschaft. Ötztal ist bekanntlich keine Gemeinde. Nach jahrelangem Hin und Her bekam die Gemeinde Haiming (mit den Mitstreitern Toni Raffl und Bürgermeister Josef Leitner) schlussendlich auch auf höchster Ebene (Verkehrsministerium) Recht. Die Schilder wurden ausgetauscht – seit 2016 steht dort: Haiming-Ötztal. Ein Kompromiss, mit dem unsere Gemeinde und die Ötztaler gut leben können.

Feldringer Böden

 

Die Feldringer Böden, die zum Teil auf Haiminger Grund liegen (der Großteil gehört zur Gemeinde Silz), rückten 2018 in den Fokus der Aufmerksamkeit. Ein möglicher Zusammenschluss der beiden Skigebiete Hochoetz und Kühtai sollte von Ochsengarten ausgehend über die Feldringer Böden und das Schafjoch führen. Gegen das Projekt und für die Erhaltung der Feldringer Böden regte sich Widerstand, eine Bürgerinitiative formierte sich. In der Gemeinderatssitzung am 15. Dezember 2018 wurde über die weitere Vorgehensweise zum Projekt diskutiert – unter großer medialer Aufmerksamkeit (auch ein deutsches Fernseh-Team war dabei). Der Gemeinderat beschloss mehrheitlich, die ausstehenden Stellungnahmen anderer Beteiligter (Gemeinde Silz, Kühtaier Liftgesellschaft, Agrargemeinschaft Feldring) abzuwarten und die Bildung eines eigenen Gremiums wurde angeregt. Doch schon im März 2019 zogen die Projektanten (Liftgesellschaften Hochoetz und Kühtai) das Umweltverträglichkeits-Konzept zurück, um sich selbst eine „Nachdenkpause“ zu verordnen bzw. um das Projekt einem breiten Diskussionsprozess zu unterziehen. Daraufhin wurde der „Beirat Zukunft“ gegründet – ein übergeordnetes Gremium, bei dem alle betroffenen Gemeinden, NGOs, Grundeigentümer und Liftgesellschaften vertreten waren, um über künftige Projekte in der Region zu diskutieren. Nach mehreren Terminen beendete der Beirat seine Arbeit im September 2019 (vorerst). Ob und in welcher Form das Projekt Zusammenschluss Kühtai-Hochoetz wieder zum Thema wird, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt (2020)nicht sagen.

Forchet

 

Der Forchet war wegen seiner natürlichen Beschaffenheit – mit krummen, langsam wachsenden Forchen und zahlreichen Felsblöcken – für eine wirtschaftliche Nutzung (Rodung, Brennholz etc.) lange Zeit kaum interessant. Seit ein paar Jahren prallen beim Thema Forchet jedoch unterschiedliche Interessen aufeinander.

 

Einerseits wird der Wald wegen seiner ursprünglichen Vielfalt, seiner zahlreichen Wege, Steige und Pfade sowie der einfachen Erreichbarkeit als beliebtes Naherholungsgebiet geschätzt. Umwelt- und Naturschützer stellen diese Werte des Waldes in den Vordergrund und fordern den Erhalt des Forchets – als „grüne Lunge“, als Schutz vor Feinstaub und natürlichem Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

 

Andererseits sind Grund und Boden knapp. Um dennoch leistbare Grundstücke für einheimische Häuslbauer und Betriebe zur Verfügung stellen zu können, sind von der Gemeinde auch Randbereiche des Forchets zur Erweiterung für Ansiedlungen vorgesehen, so z. B. im Winkling und – mit dem neuen Raumordnungskonzept – auch in Ötztal-Bahnhof. Rund um diese Gratwanderung zwischen verträglichem Wachstum, leistbarem Wohnraum und wirtschaftsfreundlicher Politik auf der einen Seite und Naturschutz auf der anderen Seite kommt es immer wieder zu Diskussionen in unserer Gemeinde. Im Dezember 2020 wurde das neue Raumordnungskonzept der Gemeinde genehmigt und die Fronten scheinen seither verhärtet. Es bleibt abzuwarten, ob und wie in Zukunft eine Vereinbarkeit aller Aspekte gelingen wird.

Wichtige Daten der Jahre 2000 bis 2021 im Überblick

 
Die folgende Zeitleiste bietet – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einen Überblick über einige wichtige Ereignisse in unserer Gemeinde der Jahre 2000 bis 2021:

 

2000

  • Naturlehrpfad „Forchet“ eröffnet am 27. Mai
  • Eröffnung Recyclinghof
  • Eröffnung Bibliothek und Mediathek im Hauptschulgebäude
  • Eröffnung Skaterplatz
  • Gründung der Haiminger Forchetsänger

 

2001

  • Erste Haiminger Fasnacht im neuen Jahrtausend

 

2003

  • Innensanierung Pfarrkirche Ötztal-Bahnhof
  • Eröffnung Inntal-Radweg, Abschnitt Haiming-Roppen (über Schlierenzau)

 

2004

  • Volksbefragung in Haiming zum Tschirganttunnel: 84 % stimmen gegen einen Grundverkauf der Gemeinde für das Tunnelprojekt.
  • Mag. Volodymyr Voloshyn übernimmt Pfarre Ötztal-Bahnhof, ab 2007 auch die Pfarre Haiming.
  • Gemeinde kauft Heiligkreuz-Kapelle in Magerbach samt Grundstück, 2005 wird sie renoviert.

 

2005

  • Großumbau Volksschule Haiming

 

2006

  • Neubau des Sonderpädagogischen Zentrums in Ötztal-Bahnhof
  • Erstmals größere Radsportveranstaltungen in Haiming: Austria Cup und Tiroler Betriebs- und Vereinsmeisterschaft im Bereich der Ötztaler Höhe
  • Haiming gehört ab 2006 zum TVB Ötztal.
  • Entsorgungsfirma AVE übernimmt Eisen Eigl in Ötztal-Bahnhof
  • Gründung des Radsportvereins / Sektion Rad

 

2006/2007

  • Bau der Kreisverkehre auf der Ötztaler Höhe

 

2007

  • Gründung der Schützenkompanie Ötztal-Bahnhof (dem Bataillon Ötztal zugehörig)
  • 60-Jahr-Jubiläum des Gesamtsportvereins
  • 50-Jahr-Jubiläum der Feuerwehr Ötztal-Bahnhof und 20-Jahr-Jubiläum der MK Ötztal-Bahnhof
  • Renovierung Antonius-Kapelle in Riedern – Einweihung 16. September 2007
  • Umbau/Sanierung Volksschule Ötztal-Bahnhof

 

2007/2008

  • Neubau und Bezug der Feuerwehrhalle Haiming, nördlich der Volksschule

 

2008

  • Eröffnung des Spielplatzes bei der Tennisanlage

 

2009

  • Postshop und Apotheke siedeln sich in Haiming an.
  • Roberta Neururer („Lehrers Berta“) stirbt als damals älteste Tirolerin am 28. Mai 2009 mit 106 Jahren.
  • Wohn- und Pflegeheim „SeneCura Sozialzentrum“ öffnet im Jänner 2009 mit 44 Pflegeplätzen; feierliche Einweihung am 30. Mai 2009
  • 27. Juni 2009: Einweihung des neuen Gerätehauses der Feuerwehr Haiming

 

2010

  • Eröffnung der Area 47
  • Letzte Ferienaktion im Ferienheim
  • Renovierung der Schlierenzauer Hängebrücke

 

2011

  • Neubau der Ötztaler Achbrücke (Eisenbahnbrücke)

 

2011/12

  • Umbau und Sanierung der Hauptschule

 

2012

  • Bau eines neuen Feuerwehrhauses in Ochsengarten
  • Schließung des Kindergartens Ochsengarten
  • Errichtung einer Notwasserversorgung (über die Bewässerungsanlage der Auwaalgenossenschaft Haiming-Silz) sowie Erneuerung der Trinkwasserleitung durch den Amberg-Stollen
  • Die Gemeinde wird Betreiber des Oberlandsaales.
  • Erstmals schulische Nachmittagsbetreuung an den Volksschulen Haiming und Ötztal-Bahnhof, Hauptschul-Kinder werden an der VS Haiming mitbetreut.

 

2013

  • TIWAG reicht das Projekt „Innstufe Imst-Haiming“ (Ausleitungskraftwerk) zur UVP-Vorprüfung ein

 

2014

  • Hauptschule wird zur „Neuen Mittelschule“, die Leistungsgruppen werden abgeschafft.
  • Gründung des Seelsorgeraums; Die Pfarren der Gemeinde: Haiming, Haimingerberg, Ochsengarten und Ötztal-Bahnhof werden zu einem Seelsorgeraum zusammengeschlossen.
  • 50-Jahr-Jubiläum der Einweihung der Pfarrkirche Ötztal-Bahnhof
  • Gemeinde kauft Haiminger Hof (ehemaliger Föhrenhof), um den Betrieb anschließend zu verpachten.
  • Gründung der Bürgerinitiative „Schützt das Forchet“

 

2015 – 2017

  • Neubau Gemeindezentrum Haiming Während der Bauphase ist das Gemeindeamt in Ötztal-Bahnhof (Räumlichkeiten der Firma AVE) untergebracht.

 

2015

  • Eröffnung des Waldkindergartens im ehemaligen Ferienheim
  • Ab 2015 werden verschiedene öffentliche Dächer (z. B. Neue Mittelschule, Volksschule Haiming, Waldbad, Recyclinghof, Überdachung Gemeindevorplatz) mit Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung ausgestattet.
  • Eröffnung des Klettersteigs Geierwand
  • Familie Glatzl startet mit der Produktion von Haiminger Bio-Whiskey aus Mais.

 

2016

  • Pfarre Ötztal-Bahnhof übernimmt ehemalige Stadtsaal-Orgel von Innsbruck; Einweihung der restaurierten Orgel im Oktober 2016
  • Bau des Kreisverkehrs Haiming West
  • Kinderkrippe „Waldwuzzelen“ eröffnet im Herbst im ehemaligen Ferienheim eine Betreuungseinrichtung.
  • Auf der Ötztaler Höhe (hinter dem HDZ) wird ein Container- lager für Flüchtlinge aus den Krisengebieten („Flüchtlings- welle“) erbaut. Im September 2016 beziehen erstmals rund 50 geflüchtete Familien sowie alleinstehende Männer – vor allem aus Syrien, Afghanistan, Irak und Somalia das Containerlager. Dessen Lage (abseits vom Dorfzentrum, inmitten eines Handels- und Gewerbeparks) stieß und stößt teils auf Kritik.
  • Gründung des Vereins „DaHaim“
  • Errichtung und Eröffnung der Straßenmeisterei auf der Ötztaler Höhe
  • Gründung des Kulturvereins „Kulturraum Haiming-Ötztal“

 

2016/17

  • Umfangreiche Innenrenovierung Pfarrkirche Haiming – Einweihung von Pfarrkirche und neuem Gemeindezentrum am 8. Oktober 2017

 

2017

  • Schließung der Volksschule Ochsengarten
  • Eröffnung der „Apfelmeile“ – Spielplatz in Magerbach
  • Laura Stigger wird Junioren-Weltmeisterin und gewinnt zum vierten Mal in Folge die Junioren- Europameisterschaft.
  • Sanierung des Waales – Abschnitt Handl Baustelle
  • Gemeinde startet Ausbau des Glasfasernetzes.

 

13. Juni 2017

  • Gemeindeversammlung im Oberlandsaal - zu den Themen: Wohnbau, Begegnungszone, Kinderbetreuungsmöglichkeiten

 

2018

  • Eröffnung des neuen Firmenstandorts der Firma Speck Handl Tyrol
  • Laura Stigger gewinnt Weltmeistertitel bei der UCI Straßenrad WM in Innsbruck.
  • Gründung des Vereins „Theater Quartier B2“

 

2019

  • Neues Raumordnungskonzept der Gemeinde wird präsentiert.
  • Gemeinde gibt grünes Licht für Golfplatzprojekt im Vorderen Ötztal – betroffen sind Grundflächen in Brunau und Ambach (Umwidmungen folgen 2020).
  • 750-Jahr-Jubiläumsfeier der Gemeinde am 14. September mit einem großen Fest am neuen Gemeindeplatz und im Oberlandsaal
  • Besuch der „Wiener Wiesn“ durch Mitglieder der Haiminger Vereine sowie Vertreter der Gemeinde

 

2019/2020

  • Bau der „5-Euro-Wohnungen“ in Haiming; Vergabe ab Herbst 2020

 

2020

  • Corona und Quarantäne bringen (fast) alles zum Stillstand…
  • Pfarre Ötztal-Bahnhof wird 50 Jahre alt.
  • TIWAG ökologisiert das Brunauer Wehr als Teil der Ausgleichsmaßnahmen für den Kraftwerksausbau Sellrain-Silz.
  • Gemeinde lässt in Zusammenarbeit mit der Neuen Heimat Tirol 18 Mietwohnungen für „Betreubares Wohnen“ in unmittelbarer Nachbarschaft zum Pflegeheim Haiming errichten.
  • Neue Mittelschule wird „Mittelschule“.

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