14.10.2021 11:24

Ehrenringträger Karl Hofer

Ehrenringträger und Chronist

Karl Ferdinand Hofer wurde am 1. Februar 1920 in Innsbruck geboren – er stammte aus einer Innsbrucker Kaufmannsfamilie, sein Vater Andreas Hofer war gebürtig von Pernersdorf in Niederösterreich, seine Mutter Maria Magdalena hatte ihre Wurzeln in Grins. Bereits in seiner Jugendzeit bemerkten seine Eltern seine Verbundenheit zur Natur und dem Leben auf dem Lande.

Diese Erkenntnis war für den jungen Karl ausschlaggebend, dass er die Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck besuchte. Nach dem Studienabschluss wurde er 1941 zur deutschen Wehrmacht eingezogen und geriet kurz vor Kriegsende in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er jedoch durch einen glücklichen Umstand bereits im September 1945 entlassen wurde.

Nach seiner Rückkehr aus Russland trat er seine erste Lehrerstelle in Aldrans an, wo er zwei Jahre an der dortigen Volksschule unterrichtete, anschließend kam er acht Jahre an die Volks- und Hauptschule nach Telfs.

Schon in jenen Jahren beteiligte sich Karl in vielen Institutionen – so war er aktives Mitglied beim Kirchenchor, bei der Bergwacht, Leiter einer Pfadfindergruppe und ehrenamtlicher pädagogischer Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfes in Imst. Seine spätere Frau Helene geb. Portugall lernte er im Zuge der Tätigkeit beim SOS-Kinderdorf kennen. Der Zufall führte Regie bei der Hochzeit im Jahre 1953, als Karl einen Fotoapparat geschenkt bekam – dieser wurde nun sein ständiger Begleiter. 1954 kam der Erstgeborene, Bernhard, zur Welt.

Die nächste berufliche Station war Niederthai – dort fungierte er als Direktor der Volksschule und Leiter des Kirchenchores. In jenen Jahren kamen auch die Töchter Maria und Elisabeth auf die Welt. 1964 wurde ihm dann die Direktorstelle an der Volksschule Haiming angeboten – gerne nahm Karl dieses Angebot an, so musste sein Sohn Bernhard die Hauptschulzeit nicht in einem Internat verbringen. Die erste Wohnung der Familie Hofer befand sich im Mesnerhaus. Nach Kauf eines Grundstückes begann Karl mit dem Bau eines Einfamilienhauses am Föhrenweg. Sechzehn Jahre lang wirkte Karl Hofer als umsichtiger Direktor an der Volksschule Haiming.

Bild rechts: Karl und Helene Hofer im Juli 1998

Mit dem Eintritt ins Pensionsalter fand er mehr Zeit für seine Familie und die vielen Hobbies. Viel Engagement steckte er in das Chronikwesen, viel Zeit verbrachte er in der Dunkelkammer, in der er die vielen fotografischen Aufnahmen selbst entwickelte und bearbeitete. Hier entstanden auch die vielen, wertvollen Reproduktionen der von ihm mühevoll gesammelten alten Porträts und Häuserfotos. Daneben widmete er sich dem Reisen, Lesen, Musizieren und den vielen Wanderungen.

Für den Aufbau der Haiminger Chronik – offiziell begann seine Chronistentätigkeit im September 1964 - hat Karl unzählige Stunden aufgewendet, tatkräftig unterstützt wurde er dabei von seiner Gattin Helene. Vor allem die Bildchronik lag im sehr am Herzen. Sein Lieblingsziel waren die Höfe am Haimingerberg, wo es ihm, gelang rasch engen Kontakt zu den Menschen auf den alten Höfen aufzunehmen. So entstanden vor allem in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wertvolle Porträts und Aufnahmen vom Leben und der Arbeit am Haimingerberg. Fleißig sammelte der Chronist auch alte Fotos der Familien und reproduzierte sie in der hauseigenen Dunkelkammer. Seine Hingabe zur Chronik blieb auch in den zuständigen Stellen im Amt der Tiroler Landesregierung nicht verborgen. Bald fand er im damaligen Landesarchivdirektor Dr. Eduard Widmoser einen Förderer, Begleiter und Ratgeber. Es ist Tatsache, dass Karl Hofer der maßgebliche Motor für das Chronistenwesen im Bezirk Imst war – von 1970 bis 1986 fungierte er als Bezirkschronist und konnte in dieser Funktion viele Menschen für die Chronikarbeit begeistern. Als besonnener und kluger Kollege stand er den „Neulingen“ immer mit Rat und Tat zur Seite.

Bild links: Der leidenschaftliche Fotograf Karl Hofer, hier auf einem Selbstportrait, aufgenommen 1991

Er organisierte eine Vielzahl von Treffen, Kursen und Ausflügen und gab sein Wissen als ausgezeichneter Fotograf bei Schulungen weiter. Ein Faible hatte er auch für das Tonarchiv, bei dessen Aufbau er durch seine Tochter Elisabeth eine kompetente Mitarbeiterin hatte.

1986 legte er die Bezirkschronik in die Hände von Mag. Helmut Hörmann, trotzdem verfasste er noch laufend Beiträge für die Chronistenzeitung und hielt machte mit seiner Gattin Helene Dienst in der Chronistenbibliothek Oberland. In Haiming arbeitete unermüdlich weiter und präsentierte das Ergebnis seiner Tätigkeit bei mehreren Ausstellungen.

Nicht genug damit – gemeinsam mit HS-Direktor Anton Bachler verfasste er die zwei ersten Haiminger Gemeindebücher (1979 und 1984). Ebenfalls aus seiner Feder stammen die mühsam und penibel recherchierten Haiminger Kirchenführer. Ende 2005 übergab er sein Amt als Ortschronist an Hedy Haslwanter. Trotzdem traf man Karl auch später immer wieder auf historischer Spurensuche – bewaffnet mit einer Kamera – neugierig, bescheiden und in allergrößter Zufriedenheit. Ein großer menschlicher Verlust ereilte ihn mit dem Tod seiner Frau Helene am 1.11.2012. Er folgte ihr am 5. August 2015 in den ewigen Frieden nach.

Karl Hofer war Träger vieler Auszeichnungen: Goldene Ehrennadel des Tiroler Kulturwerkes, Hermann Gmeiner Verdienstmedaille, Verdienstmedaille der Marktgemeinde Telfs, Verdienstmedaille des Landes Tirol und Ehrenring der Gemeinde Haiming.

Text: Manfred Wegleiter, Ortschronist

Bild rechts: Drei Ehrenringträger der Gemeinde: Karl Hofer, Stefan Baur und Anton Bachler