06.12.2021 10:39

Der Fund am Wiesrain, 1951

Im Sprachgebrauch des 19. Jahrhunderts wurde die nahezu vollständig bewaldete Gegend des heutigen Ötztal-Bahnhof allgemein als "Auf Farchach", später als Forchet bezeichnet. Und hier, genau auf den Grundparzellen 3036 und 3021, wurde im Herbst des Jahres 1951 eine acht Jahre vorher angelegte Sandgrube erweitert. Die Lehrerin Johanna Haslwanter und der Oberlehrer Ernst Falkner aus Barwies fanden in dem neuen Teil der Sandgrube Tongefäßscherben und schickten diese an Univ. Prof. Dr. Leonhard Franz, der die Grube dann im April 1952 begutachtete und einem Urnenfeld zurechnete. Aus verschiedenen Aufsammlungen ließen sich 169 Gefäße rekonstruieren - aus dieser Zahl errechnete Franz eine fiktive Gräberzahl von 67. Nachträgliche Untersuchungen ließen den Schluss zu, dass sich am Wiesrain ein Friedhofsareal mit Belegsbeginn zur Mitte des 6. Jhd. v. Chr. mit einer Kontinuität bis in die Mitte des 4. Jhd. v. Chr. (Hallstattzeit) befunden hatte. Welchem Stamm die ersten "Ötztal-Bahnhöfler" angehörten, wo genau sie ihre Siedlung hatten, bleibt offen. Menschen ließen sich dort nieder, wo sie Quellwasser zur Verfügung hatten - in unserem Fall wären das die Quellen des Amberg. Alte Flurbezeichnungen wie "Beinkorb" am Fuße des Amberg weisen auf frühe Siedlungstätigkeit hin, aber nur weitere Funde könnten entscheidende Beweise liefern. Die folgenden Jahrhunderte liegen aber – bis jetzt – im Dunkel der Geschichte verborgen.

Text: Manfred Wegleiter

Zeitungsbericht aus dem Jahr 1950 zum Thema "Urnenfeld von Haiming" hier als pdf zum Download.